Der Synodale Weg ist mit der 5. Vollversammlung in Frankfurt formal zum Abschluss gekommen. Die Zusammenkünfte waren sehr intensiv, auch war die Arbeit in den vier Foren sehr dicht und kompakt. Viele Themen waren im Blick, um sie wurde gerungen und kontrovers diskutiert, sie wirken weiter.
Der Weg in den vergangenen drei Jahren war von Höhen und Tiefen geprägt. Ich erinnere mich, dass am ersten Advent 2019 der Synodale Weg der Kirche in Deutschland mit dem Entzünden einer Kerze an vielen Orten begonnen hat. Die Synodalkerze hat den Weg begleitet, und sie wird weiterleuchten. Zu ihr passt das Psalmwort, das immer wieder zitiert worden ist (Ps 25,4-5): Zeige mir, HERR, deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner Treue und lehre mich; denn Du bist der Gott meines Heils.Auf dich hoffe ich den ganzen Tag.
Es sind viele Grund- und Handlungstexte entstanden. Sie werden im internationalen weltsynodalen Kontext ihre Rolle spielen. Auch für mich gilt, dass der Synodale Weg ein Lernort war, an dem ich viel gelernt habe. Auch habe ich gemerkt, dass allen, die beteiligt waren und oft ganz Grundsätzliches vertreten haben, die Kirche nicht gleichgültig ist. Als Theologe bin ich aber auch wieder neu motiviert worden, intensiv über die „Kirche“, ihren Grund und ihre Gestalt, ihre Sakramentalität und Struktur, Funktion und konkrete Wirklichkeit, auch Heiligkeit und Sündigkeit nachzudenken. Ich wünsche mir, dass das große Ringen miteinander einmünden wird in das neue Bild und die frohe Wirklichkeit einer lebendigen synodalen Kirche.
„Der Heilige Geist könnte uns überraschen.“ Diesen Satz sagte Frère Alois aus Taizé bei seinem Geistlichen Impuls während der fünften Vollversammlung des synodalen Weges. Ich habe diesen Weg als einen Aufbruch erlebt. Sicher, einigen geht es viel zu langsam, andere meinen, dass alles so bleiben muss, wie es ist, und sehen den Untergang der Kirche. Wir haben in Frankfurt erlebt, was Synodalität heißt. Dies war nur möglich, weil wir – Amtsträger und Laien – uns auf Augenhöhe begegnet sind, weil wir einander zugehört haben. Im größten Teil meiner Lebenszeit habe ich eine andere Kirche erlebt. Eine Kirche, in der immer einer weiß, wo es lang geht, und einer das Sagen hat. Wer heute meint, auf alles eine Antwort zu haben, wird scheitern. Unserer so komplexen und globalisierten Welt, in der das Wissen der Menschheit und die wissenschaftliche Erkenntnis exponentiell voranschreiten, braucht es einen „gemeinsamen Weg“, um neue Antworten zu finden, die unsere frohe Botschaft zum Leuchten bringen, sie für die Menschen relevant machen.
In ihrer Geschichte hat sich die Kirche immer wieder verändert, manchmal sogar grundlegend neu ausgerichtet. Der Synodalen Weg war der Versuch, für unsere Zeit Antworten zu geben. Ermutigend waren die Zeugnisse und Bestärkung vieler ausländischer Beobachter. Jetzt kommt es darauf an, in unserem Land eine neue Synodale Kultur des Miteinanders auf der Ebene der Bistümer und der Pfarreien zu entwickeln und zu leben. Eine Kultur, die auch ein geistlicher Prozess sein muss, getragen von einer Aufmerksamkeit für Gottes Klopfzeichen in unserer Welt. Die Ergebnisse aus Frankfurt werden auch in den weltweiten synodalen Prozess einfließen, den der Papst angestoßen hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Prior von Taizé recht hat: der Heilige Geist könnte uns überraschen.
Der Synodale Weg hat gute theologische Ausarbeitungen zu zentralen Themen vorgelegt, die die Beratung in der Weltkirche in der kommenden Weltsynode bereichern. Eine überdeutliche Mehrheit der Bischöfe hat den Beschlüssen zugestimmt und ein Signal der Einheit gesetzt. Wir sind beim Zölibat für Freiwilligkeit. Wir wollen Frauen und Männer in der Verkündigung stärken – auch durch den Predigtdienst in Eucharistiefeiern. Die Forderung der Würzburger Synode nach dem Diakonat der Frau wird bestärkt. Paaren die sich lieben verweigern wir keine Segen, wie schon in Belgien möglich. Einstimmig wollen wir wirkungsvollere Prävention und Intervention bei sexuellen Übergriffen. Ein Synodaler Ausschuss begleitet die Umsetzung und schafft mehr dauerhafte Einbeziehung und gemeinsames Entscheiden. Der Nuntius war die ganze Zeit dabei und hat nichts kritisiert. Das Gerede von deutschen Sonderwegen und dass sich Kirche nicht verändern könne, hat der Papst noch während der Vollversammlung entkräftet. Kurz nachdem wir beschlossen hatten, ihn um Prüfung des Pflichtzölibats zu bitten veröffentlichte der Papst ein Interview „Es liegt kein Widerspruch darin, dass ein Priester heiraten kann.“ In der Kirche sei der Zölibat eine disziplinäre Frage und „provisorisch“, nicht in Stein gemeißelt.
Auf die Frage, ob er Homosexuellen die Kommunion geben würde, sagte Franziskus: „Die große Antwort hat Jesus gegeben: alle. Alle. Alle herein.“ Auch im Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen appellierte er an Bischöfe pastorale Wege zu finden. Es geht also anders.
ChatGPT ist eine künstliche Intelligenz. Ich habe ihr auf der Webseite die Aufgabe gestellt: „Schreibe eine Rede für die letzte Vollversammlung des Synodalen Weges zur Zukunft der Kirche.“ Das Ergebnis: „Liebe Schwestern und Brüder im Glauben! Wir haben uns auf den Weg gemacht, um uns mit den drängenden Fragen und Problemen der Kirche zu beschäftigen.Wir haben uns bemüht, eine Kirche zu gestalten, die sich den Herausforderungen unserer Zeit stellt und den Bedürfnissen der Gläubigen gerecht wird. Die Arbeit, die wir begonnen haben, muss weitergehen. Wir müssen uns weiter öffnen und auf diejenigen hören, die wir erreichen wollen.“ Wenn das eine künstliche Intelligenz so sagt, dann sollten wir auch mit getaufter und gefirmter Intelligenz so sprechen, entscheiden und handeln. Jetzt ist unser Bischof gefordert, die Beschlüsse im Bistum synodal umzusetzen. So engagiert und vermittelnd, wie er bei der Synode war, sehe ich diese Fragen bei ihm in guten Händen.
Nach den 5 Synodalversammlungen, den Regionenkonferenzen und der digitalen Konferenz, nach vielen Gesprächen während des Synodalen Wegs und mit Menschen, die ihn nur aus der Ferne beobachten, bleibt für mich vor allem der Eindruck, dass wir trotz der Härte der Debatte, trotz unserer großen Unterschiedlichkeit in den Positionen am Ende doch zusammengefunden und Texte verabschieden konnten. Diese Texte sind Ausdruck eines intensiven Ringens und können nur der Anfang sein für die Veränderungen, die es braucht, um (Macht-)Missbrauch in unserer Kirche konsequent und nachhaltig zurückzudrängen.
Dafür müssen wir uns dem Anderssein der anderen immer wieder neu aussetzen und nach Wegen suchen, wie Synodalität auch in Zukunft gelingen kann. Mich – und ich weiß nicht nur mich - hat der Synodale Weg verändert und ich erlebe diese Veränderung vor allem als Gewinn. Ich hoffe, dass er auch für die Kirche in Deutschland zum Gewinn wird, indem sie zu einem inklusiveren und menschenfreundlicheren Ort wird, an dem Menschen Christus entdecken können.
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